Neue Zeit

 

 

 

                                            Man geht mit der Zeit !

 

 

 

 

 

 

 

Beispiel Produktentwicklung im Naturtourismus

 

 

 

„... Das Produkt stellt ein einzigartiges und unverwechselbares Erlebnis in der Natur dar ...“

 

... Gleichzeitig wird deutlich, dass in den Bereichen … Erlebnisinszenierung noch echter Aufholbedarf besteht.“

 

 

entnommen:                                   
BTE-Studie „Naturtorismus in Deutschland 2016“, S. 40, 42                                   
BTE Tourismus- und Regionalberatung PartG mbB, Berlin, Hannover                                  


 

   Fazit  --->  Das Erleben von Natur wird zum Produkt, inszenierten Produkt, also zu Handelsware.

     
                                                                                                 (Siehe auch Meinhard Miegel unter "Zitate")

 

 

 

Sinngemäß auch hier:

 

Landschaftsschutz _ eine Skizze.pdf
PDF-Dokument [52.6 KB]
Waldschutz _ Skizze.pdf
PDF-Dokument [81.5 KB]

 

 

 

 

Graf-Eisenfels-Premiumweg ©

H. Nebelkrah

 

Sonntag, 8 Uhr, Sonnenschein – wir gehen wandern. Wohin? Der Sohn schaut im Internet-Portal. Das ist's:
Wir nehmen den Graf-Eisenfels-Premiumweg! Am Einstieg ein rascher Blick auf die Infotafel, Markierung einprägen und los. Der Weg führt am Hang durch lichten Mischwald, im Tälchen gluckst ein Bach, gegenüber steigt ein Berg an. Der Vater mahnt: „Leute, schaut nicht so viel herum, achtet auf die Markierung, die dürfen wir nicht verlieren. Das letzte Täfelchen war von einem Holzstapel fast verdeckt!“ Jetzt öffnet sich freie Sicht auf den Berggipfel. Die Tochter sagt: „Das ist doch der Steinberg, neulich hat das Fernsehen die Rundsicht dort gebracht. Ist nicht weit, steigen wir hinauf?“ Der Vater: „Mach uns nicht irre, im Internet stand nichts davon.
Wir machen Picknick an der Grafenruhe und dort geht’s weiter! An der letzten Wegegabel hätten wir beinah die Markierung mit der vom Steinberg-Rundweg verwechselt. - Ist ja nochmal gut gegangen.“ Gegen 3 Uhr wieder am Parkplatz, etwas müde. Staufreie Heimfahrt. Der Vater am Montag im Büro: „Gestern haben wir den Graf-Eisenfels-Premiumweg gemacht!“
Toll, sagt der Kollege.

 

Zwei Wochen später will die Tochter mit ihrem Freund auf den Steinberg steigen. Beide wandern oft (was die Eltern spürbar ängstigt) und kennen die Gegend etwas. Nach einem Kilometer schlägt die junge Frau einen
Pfad vor, der nach oben abzweigt. Aber ihr Freund sagt: „Schau, zwischen uns und dem Steinberg ist noch eine Tälchen, wir müssen erst da hinunter.“ Er hat recht. Bald finden sie einen Weg durch die Senke, dann hinauf zum Gipfel. Lange Rast. Anschließend führt der Weg steil bergab, dann über ein welliges Plateau. Die junge Frau sagt: „Jetzt sind wir falsch. Oben haben wir doch gesehen: Unser Tälchen führt in die andere Richtung.
Wir nehmen den Holzweg da vorne und  gehen auf halber Höhe zurück.“ Der weitere Weg zum Parkplatz fordert wenig Aufmerksamkeit. Sie reden über die Zukunft.

 

Junge Leute sind bisweilen recht altmodisch !

 

 

 

 

 

 

 

 

Zeitempfinden und die Neue Zeit ©
Rudolf Ahrens-Botzong

 

Menschen, zumal jenseits der Lebensmitte erzählen häufig, ihr Leben beschleunige sich, die Jahre vergingen
immer schneller. Dies beruht auf einer Täuschung. Man erlebt das Jahr als kurz, wenn es wenig herausragende, wenig neuartige Erlebnisse brachte. Im Laufe des Lebens hat man halt so viel schon erfahren [1].

 

Vor uns liegende Ereignisse hingegen erwarten wir zeitbewusst – allerdings oft zwiespältig:
„Bis dahin ist es noch weit“ oder „Das dauert ja eine Ewigkeit“ oder „Mir bleibt dafür zu wenig Zeit“.
Die Empfindung hängt wohl davon ab, ob man das zukünftige Ereignis fürchtet oder herbeisehnt,
ob sich eine Arbeit als besonders zeitaufwendig erweist.

 

Der vom Kalender oder von Uhren ausgewiesene und der subjektiv wahrgenommene Zeitverlauf können sich
also über weite Strecken unterscheiden. Dabei können auch nachrangige Ereignisse in der Erinnerung
zeitverzerrt erscheinen. Ein mathematisches Modell finden Sie im Kapitel Strukturen.

 

Politische Umwälzungen werden zu Zeitmarken. Die Wende in Europa um 1990 war eine Zeitmarke.
Um 2010 und danach wurden erneute Veränderungen deutlich: Die politisch-kulturelle „Postwendezeit“
zeigt sich in der Restauration der alten und Bildung neuer Machtblöcke, dem Aufflammen von Konflikten
und Vielfronten-Kriegen, ähnlich dem Dreißigjährigen Krieg in Europa.

 

Ein wirtschaftlich-soziales Phänomen breitet sich bei uns aus: Erholung, Freizeitangebote, Entertainment, virtuelle Welten, Styles, werden zu Paketen geschnürt, konfektioniert. Man soll sie so in den Einkaufskorb legen und als Produkte konsumieren. Und dies immer schneller! Innere Zusammenhänge verblassen darüber, nach der Bedeutung für die eigene Lebenslinie braucht oder soll man gar nicht erst fragen.

 

Dient dies auch zur Abschirmung gegen diese neue Unübersichtlichkeit um uns herum? Igelt man sich im Konfektionierten, vermeintlich Überschaubaren ein?

 

Ein weiteres politisch-soziales Phänomen: Wachsende Aufgeregtheit bei Vielem, was als moralisch bedeutsam empfunden wird. "Keine Kompromisse, kein Aufschub, wir machen die Welt endlich, endlich gut." Diese säkular-eschatologische Hoffnung wurde bisher früher oder später enttäuscht. Das Prinzip nie endender Dialektik in der geschichtlichen Entwicklung scheint realistischer.

 

 

[1]  vgl. Marc Wittmann. Wie unser Gefühl für die Zeit entsteht, Spektrum der Wissenschaft, Oktober 2014, S. 24-30

 

 

 

 

 

 

Eine gesellschaftliche Zeitkrankheit ©
Rudolf Ahrens-Botzong

 

Vielen Bürgerinnen und Bürgern, die heute das gesellschaftlich-politische Leben tragen,
wurde schon in jungen Jahren vermittelt: Man muss immer das Gute anstreben, so kann
eine gute Welt entstehen. Stimmt.

 

Doch sollte man auch erkennen, anerkennen: Im Hier und Jetzt ist das Gute oft nicht klar
zu sehen, ja oft nicht eindeutig gut. Wer Gutes tut, bewirkt dadurch bisweilen unvermeidbar
auch Schlechtes! Vieles Handeln wirkt in mehreren Dimensionen zugleich. Wohnungsbau z.B. kann sozial gut sein, landschaftsästethisch jedoch übel. Prioritäten müssen gesellschaftlich-
politisch ausgehandelt werden.

 

Wer diese Dialektik des gesellschaftlichen Lebens verkennt, wird ihm nicht gerecht.

 

Wenn etwas in einer Hinsicht gut ist, in einer anderen jedoch schlecht, dann muss man
das auch sagen dürfen! Manche Gutmeinende erwarten jedoch eindeutige Urteile, nur die
solle man verbreiten. Die Handelnden seien also entweder Partner oder Gegner.

 

Solch eingeschränkte Sicht ist eine Gesellschaftskrankheit unserer Zeit - nicht nur dieser!
 

 

 

 

 

                                              realfaktisch

 

 

 

 

 

 

                                                 Zerrzeit

 

 

 

                                       postfaktisch

 

 

 

                                             alternativfaktisch

 

 

 

                                                        unfaktisch                                                           

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